Da die meisten Nockenwellenhersteller sehr sparsam mit
der Angabe der genauen Steuerzeiten sind, bzw. diese auf
unterschiedliche Weiße ermitteln, oder aber die Daten gänzlich
Unbekannt sind lassen sich verschiedene Nockenwellen nicht miteinander
Vergleichen. So lässt sich mit der bloßen
Angabe des Öffnungswinkels nichts Anfangen, wenn man die dazugehörigen
Steuerzeiten nicht kennt, viele Hersteller bieten zwar Wellen mit dem
selben Öffnungswinkel aber mit jeweils anderen Steuerzeiten an, was
einen großen Einfluss auf die Charakteristik, Ansprechverhalten und
letztendlich die Fahrbarkeit hat.
Und selbst wenn der Hersteller die Steuerzeiten
genau angibt, kommt es darauf an WIE diese Ermittelt wurden um
Vergleichen zu können.
Also bei welchem Ventilhub und oder Ventilspiel wurden die Werte
gemessen.
Audi gibt die Steuerzeiten z.B. bei einem Ventilhub von 1mm und einem
Ventilspiel von 0 an.
Warum bei einem bestimmten Ventilhub gemessen wird hat den einfachen
Grund, das so die Anlauframpen nicht mitgemessen werden.
Diese werden benötigt damit das Ventil nicht "Schlagartig"
hoch geschleudert wird und so unter Umständen den Nocken verlässt.
Die Rampe hat also lediglich den Zweck, einen stoßfreien Beginn der
Ventilerhebung einzuleiten, hat aber mit der eigentlichen Steuerzeit
nichts zu tun.
Die Auslegung dieser Anlauframpen ist wiederum Abhängig vom Ventiltrieb
(mechanisch oder hydraulisch, direkt oder über Kipphebel).
So hat z.B. die Einlasswelle des 7A Motors bei
Ventilhub 0 (also incl. der Anlauframpen) einen Öffnungswinkel von 252
Grad, bei 1mm Ventilhub allerdings nur noch 224 Grad.
Würde man jetzt bei einem Ventilhub von 0,5mm messen, hätte man wieder
andere Werte, und genau da liegt das Problem, wenn man nicht weiß bei
welchem Ventilhub der jeweilige Hersteller einer Tuning-Welle seine
Steuerzeiten Ermittelt hat lassen sich die NW nicht Untereinander
Vergleichen.
Will man also wissen wo und wie eine scharfe Nockenwelle gegenüber der
Serienwelle die Leistung bzw. den zusätzlichen Querschnitt herholt,
bietet es sich an, die Wellen zu Vermessen und die Ergebnisse in einem
Diagram übereinanderzulegen.
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Die Bestimmung der Steuerzeiten kann Grundsätzlich auf
verschiedene Arten Erfolgen, z.B. durch Einspannen der Nockenwelle
in eine Drehbank mit Gradscheibe und geführtem Flachstößel, dem
Messen am Ventilteller, Federteller oder direkt mit der Messspitze
auf dem Nocken...
Da beim 20V das Messen am Federteller nicht möglich ist, und das
Messen am Ventilteller einen mechanischen Tassenstößel und
Ventilspiel 0 Vorraussetzen würde habe ich mich für die hier
beschriebene Methode Entschieden.Benötigt wird:
- einen Zylinderkopf mit ausgebauten Ventilen
- 2 alte Hydrostößel
- Messuhr mit einem Messbereich bis 13mm (Die meisten
Messuhren gehen nur bis 10mm, was bei unserem Hub zu wenig ist)
- Messuhrhalter und eine Verlängerung für die Messspitze
- Gradscheibe und Zeiger (siehe rechtes Bild, Download HIER
oder per klick auf das Bild)
- die zu vermessende Nockenwellen
Vorbereitung:
Die Gradscheibe mit Zeiger Ausdrucken (am
besten auf ein dickeres Papier, ich habe den Ausdruck zusätzlich
noch laminiert) und Ausschneiden
Die Gradscheibe kommt in die Innenseite des Nockenwellenrads |
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Der Zeiger kommt auf die Seite der
Auslasswelle und wird mit mit einer Schraube und dem Lagerdeckel
fixiert (siehe Bild unten). Da
der Hydrostößel das Messergebnis verfälschen würde muss bei diesem
zunächst das Hydraulikelement ausgebaut werden.
Das eigentliche Hydraulikelement ist dabei nur
in den Stößel gesteckt. Zum Ausbau den Stößel fest auf eine weiche
Unterlage (z.B. Holz) klopfen bis das Element herauskommt, und dann
Vorsichtig mit einer Zange herausziehen. (Bild rechts zeigt den
Stößel mit ausgebautem Hydroelement).
Die "leeren" Stößel werden jetzt im Kopf am 1.
Zylinder Eingesetzt (jeweils eines im Auslass und eines im Einlass)
Danach werden die zu vermessenden Nockenwellen
samt Steuerkette in den Kopf eingebaut, und die Steuerzeiten
peinlich genau Eingestellt.
Die o -Markierungen der Nockenwellen müssen genau zueinander zeigen
und mit der Dichtfläche des Zylinderkopfes fluchten. (siehe gelbe
Markierungen im Bild unten).
Das Nockenwellenrad locker ansetzen, und
möglichst genau auf Zünd-OT des 1.Zyl. stellen (Markierungen Nocken,
+ Markierung Nockenwellenrad, zur Orientierung Ventildeckel auflegen
müssen Übereinstimmen).
In dieser Stellung die Gradscheibe so verdrehen, das der Zeiger
genau auf die 360 Grad Markierung zeigt, in dieser Position
die Schraube für das Nockenwellenrad festziehen (somit ist auch die
Gradscheibe fixiert). |
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Durchführung:
Wir Ermitteln nun die Ventilerhebungskurve, indem
wir durch die Ventilführung direkt auf der Unterseite des leeren
Stößels messen.
Die Messuhr mit Halter montieren, und so positionieren das dabei um
möglichst im rechten Winkel zur Ventilführung gemessen wird.
Messuhr auf Null stellen und am
Nockenwellenrad langsam und im Motordrehrichtung drehen und
gleichzeitig die Werte aufschreiben (5 Grad Schritte genügen -
entspricht 10 Grad an der KW).
Am Beginn und Ende der Rampe kann dabei bei Bedarf auch in 1 Grad
Schritten gemessen werden, um den genauen Öffnungsbeginn bzw. das
Schließende auf 2 Grad (KW) genau zu Ermitteln.
Diesen Vorgang jeweils mit der Ein und
Auslasswelle durchführen.
Die Werte werden dann in eine Tabelle eingetragen, eine passende
Vorlage steht
HIER zum Download bereit.
Die Werte der Serienwellen sind schon Eingetragen, somit können die
Ermittelten Werte direkt auf dem Diagrammblatt mit den Serienwellen
Verglichen werden.
Wie Eingangs erwähnt ist beim Auswerten zu beachten, das Audi die
Steuerzeiten bei 1mm Ventilhub angibt, das Bedeutet, das die
Steuerzeiten bei einem Ventilhub von 1mm gelten (was später leicht
aus dem Diagramm herauslesen werden kann, einfach die Werte bei 1mm
Hub ablesen)
Der Nockenhub der Welle kann im übrigen ganz
leicht Ermittelt werden, dazu einfach mit einer Schieblehre das Maß
von Nockenspitze zum Nockengrundkreis und den Grundkreis selbst
messen. Die Differenz der beiden Maße ergibt dabei den Nockenhub.
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